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BASLER CHRONIKEN
HERAUSGEGEBEN ^ » . . ^ ^
VON DER
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HISTORISCHEN UND ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT
IN BASEL.
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FÜNFTER BAND.
BEARBEITET VON
AUGUST BERNOULLI.
LEIPZIG
VERLAG VON S. HIRZEL
1895.
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BASLER CHRONIKEN
HERAUSGEGEBEN
VON DER HISTORISCHEN UND ANTIQUARISCHEN GESELLSCHAFT
IN BASEL
FÜNFTER BAND
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AUGUST BERNOULLI.
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LEIPZIG
VERLAG VON S. IHRZEL 1895.
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Vorrede.
Xjß iat dem Bearbeiter des vorliegenden Bandes eine ange- nehme Pflicht, vor allem diejenigen zu nennen, welche in dieser oder jener Weise ihn bei seiner Arbeit unterstützt haben. Wie zum vorhergehenden , so lieferte auch zu diesem Bande Herr Dr. Albert Gessler das altdeutsche Glossar, auf welches er grosse Sorgfalt verwendet hat. Ebenso wurde die Arbeit wesentlich gefordert durch die gütige Überlassung früher ge- fertigter Textesabschriften von Seite der Herren Dr. Hans Frey und Dr. Walter Bissegger. Bei der Benutzung des hiesigen Staatsarchivs hatte ich mich der längstbewährten Unterstützung des Herrn Staatsarchivars Dr. Rudolf Wackemagel zu erfreuen, und dasselbe geschah auch auf der Öffentlichen Bibliothek durch Herrn Oberbibliothekar Dr. Karl Bemoulli, den früheren Mitarbeiter an den Baslerchroniken. Unter den auswärtigen Bibliothekverwaltungen sind es namentlich diejenigen der KönigL Kreisbibliothek in Augsburg, der Cantonsbibliothek in Aarau und der Stadtbibliotheken von Bern und Zürich, welche mir die Benützung verschiedener Handschriften in zuvorkommendster Weise ermöglicht haben. Ausserdem wurde die Arbeit noch gefordert durch allerlei Aufschlüsse und Mit- theilungen der Herren Prof. Adolf Socin und Dr. Karl Stehlin, und vor allem durch Herrn Dr. Richard Fester in München, der mir seine noch im Druck befindlichen Regesten der Mark-
IV Vorrede.
^afen von Baden in verdankenswerthester Weise zukommen liess. Allen diesen Herren und Freunden sage ich für ihre oft recht hingebenden Hilfsleistungen meinen verbindlichsten Dank.
Mit diesem fünften Bande, dessen Inhalt sich unmittelbar an den vierten anschliesst, sind die Basler Chroniken des 15. Jahrhunderts zwar noch nicht alle veröffentlicht, aber doch zum grössten Theil, und aus dem nächstfolgenden Zeitraum sind einige der wichtigsten Schriften schon im ersten Bande enthalten. Dessen ungeachtet bleibt uns noch eine ganase Reihe grösserer und kleinerer Chroniken, zu deren Herausgabe ein einziger Band kaum ausreichen wird. Wohl aber steht es schon jetzt in sicherer Aussicht, dass die alten Baslerchroniken, soweit sie nicht über die Mitte des 16. Jahrhunderts hinab- reichen, einen Gesammtum&ng von sieben Bänden nicht über- steigen werden.
Basel, den 31. Mai 1895.
August Bernoulli.
InhaltsTerzeichniss.
Seite Vorrede UI
L Die GroBseren Basier Annalen 238—1416.
Einleitung 3
Text 15
Beilagen : I. Weitere Aufzeichnungen in der Karthäuserhandschrift . 42
II. Brilingers Zus&tse 45
n. Die Kleineren Basler Annalen 1308—1415.
Einleitung 51
Text 55
Beilage:
Weiterer Inhalt der Handschrift 68
m. Bericht aber den Botberg-Erenfelsischen Handel 1410.
Einleitung 75
Text 79
IV. Die Röteler Chronik 1376—1428.
Einleitung 105
Text 120
Beilagen:
L Sp&tere Aufzeichnungen in der Xlingenthaler Handschrift 190
U. Sp&tere Au&eichnungen in der filtern Basler Handschrift 198
V. Die Chronik Henmann Offenburgs 1413—1445.
Einleitung 203
Text 225
Beilagen:
I. Die Offenburgische Familienchronik 300
n. Weitere Au&eichnungen Christoff Offenburgs und seiner
Vorgänger 315
VI InhaltsveneiehniBB.
S»ite
VI. Die Chroniken Heinrichs von Beinheim 1365 — 1452, sammt Fort- Betsung 1465—1473.
. Einleitung 329
Chronik der Bisehöfe 1365—1458 350
Basler Chronik 1444—1451 359
Anhang 1439—1452 428
Fortseteung 1465—1473 432
Beilagen :
I. Die Beinheimisehe Handschrift und Berlingers Etterlin. 442 IL Der Bericht im Öffiaungsbuch über den Zollstreit mit
dem Grafen yon Tierstein 460
HI. Beinheims Gutachten zur Errichtung der Universität . . 465 VIL Die Anonyme Chronik von 1445.
Einleitung 473
Text 476
Beilage:
Anordnungen zum Einzug und zur Krönung Papst Felix V . . 494 Vin. Die Anonyme Chronik der Burgunderkriege 1473—1479.
Einleitung 501
Text ' 506
Beilagen:
I. Die Zus&tie zur Chronik Appenwilers 528
II. Zerstreute Aufzeichnungen in Berlingers Etterlin. ... 535 Allgemeine Beilage: Die ältesten Rathsbesatzungen 1357— 1383, sammt
Bruchstacken bis 1404 541
Berichtigungen und Nachträge 559
Personen- und Ortsverzeichniss 567
Glossar . . .598
I.
Die
Grösseren Basler Annalen.
238—1416.
BmIct ChronUcen. Y.
Einleitung.
JMeben den Zusätzen zur Sächsischen Weltchronik *) , ^iJidgjwiwiji^ neben veieinzelten Eintragungen in den Kathsbüchem ^), sind Mien. uns über das 14. Jahrhundert aus Basel sozusagen keine andern
5 geschichtlichen Aufzeichniingen erhalten als AnnaJen. Von diesen aber sind noch zweierlei vorhanden, welche beide aus derselben Zeit stammen, und die wir deshalb, um sie zu unter- scheiden, hier nur nach ihrem ungleichen Umfang als die »Grösseren ff und die »Kleineren Basler Annalenc bezeichnen
10 wollen. Die ersteren, also die »Grösseren Annalen«, die wir hier zuerst folgen lassen, sind uns nirgends mehr voUst^dig erhalten, sondern nur in verschiedenen Bruchstücken und Aus- zügen, welche überdiess den Text wohl nur zum kleinsten Theil in seiner ursprünglichen Fassung wiedergeben. Wir
15 müssen daher auf eine Herstellung des Urtextes zum Voraus verzichten und uns begnügen den Inhalt zusammenzustellen, soweit diess auf Grund der erhaltenen Handschriften noch mögUch ist.
Verhältnissmässig noch am vollständigsten finden sich diese HftndBciirif.
2oAnnalen auf S. 1 — 7 des- um 1532 gefertigten Cod. X II 6* der hiesigen Öffentlichen Bibliothek 3). Unter der Überschrift »Cronica allerley vergangener geschichten und Sachen« reicht hier der deutsche Text — nach kurzer Erwähnung verschie- dener Heiliger und ihres Martyriums — in seinem Hauptinhalte
25 von 1275 bis 1412, und den Schluss bildet eine lateinische Fortsetzung z. J. 1414. Jedoch ist nicht nur die Ordnung nach der Zeitfolge vielfach gestört, sondern alle auswärtigen Be-
1) S. B. Chron. IV 365 ff.
2) S. ebenda S. 17 ff.
3) Der Hauptinhalt dieser Hb., aus Chronikalien des 16. Jahrhunderts hestehend, soll erst im Bd. VI der B. Chron. erscheinen und deshalb ver- weisen wir dorthin auch für ihre Beschreibung.
1*
4 Gröisere Bailer Annalen.
gebenheiten, d. h. alle diejenigen, welche sich nicht speaeiell auf Basel beziehen, sind ausgeschieden und finden sich, vom übrigen völlig getrennt, erst weiter hinten auf S. 27 — 29>). Auch wenn wir diese gesonderte Gruppe herbeiziehen, so zeigt uns der Vergleich mit den anderen Hss., dass in dieser Hs. 5 immer noch manche Artikel dieser Annalen fehlen. Die vor- handenen Artikel aber sind hier alle in der Weise umgestellt, dass sie immer mit einem »Daz« oder »Dasc beginnen und dass die Jahrzahl nicht den Anfang, sondern den Schluss bildet. 10
Dieselbe Umstellung mit »Daz« finden wir auch in dem aus der Karthause stammenden Cod. £ I 4 der Öffentlichen Bibliothek, d. h. auf einem Zettel, welcher in dieser Hs. vor Bl. 432 eingeklebt ist^). Die Rückseite dieses Zettels, von einer Hand des ausgehenden 15. Jahrhunderts beschrieben, enthält is einen Auszug aus den Annalen, der die Jahre 1275 — 1351 umfasst. Auf der Vorderseite aber finden wir, von einer späteren Hand etwa um 1500 geschrieben, ein weiteres Fragment, wel- ches von 1370 — 1435 reicht. Wie in der zuerst erwähnten Hs., so wechselt auch hier mit 1414 die Sprache, indem die latei-2o nische Fortsetzung beginnt. Diese reicht jedoch ungestört nur bis 1416; denn die wenigen Nachrichten, die noch weiter folgen, z. J. 1418 und 1435, sind vom Vorhergehenden getrennt durch ein deutsches Sprichwort: »Item so man einer geisz die zen mit unschlit salbt, so mag si nit essen, c 25
Dasselbe Sprichwort, wie hier, finden wir an derselben Stelle, hinter 1416, auch im Cod. Z 37 der Cantonsbibliothek in Aarau. In dieser Hs., welche im ersten Viertel des 16. Jahr- hunderts in Basel durch Hieronymus Brilinger gefertigt wurde ^), erscheinen auf Bl. 105* — 108* unsre Annalen durchweg in so lateinischer Version; jedoch beginnen sie hier nicht mit 1275,
1) Sie tragen dort S. 27 die Überschrift: Geschiebten, fr6mbde stette und lender antreffende.
2) Den Hauptinhalt dieser Hb. bilden die Decrete und sonstigen Acten des Basler Concüs. — Auf den Zettel, wie auf die Hs. überhaupt, wurde ich 8. Z. aufinerksam gemacht durch den seither verstorbenen Oberbiblio- thekar Dr. L. Sieber.
3) Derjenige Theil der Hs., welcher die Annalen enthSlt, wurde um 1510 gefertigt Weiter noch enth< dieselbe Brilingers eigene Aufzeich- nungen , und da diese erst in Bd. VI der B. Chron. erscheinen sollen, so verweisen wir dorthin auch für die Beschreibung der Hs. — Die erste Kenntniss dieser Hs. überhaupt verdanke ich Herrn Staatsarehivar Dr. Hans Herzog in Aarau.
Einleitung. 5
sondern erst mit 1338. Vor allen anderen aber hat diese Hs. den einen Vorzug, dass die einzelnen Artikel der Annalen — mit sehr wenigen Ausnahmen^) — genau nach der Zeitfolge geordnet sind.
i Ein mit diesem lateinischen Texte Brilingers auüs engste Terwandter deutscher Auszug findet sich als Anhang zu Brilingers deutscher Übersetzung der Chronik Heinrichs von Beinheim, auf Bl. 32 — 33 der nach letzterem Werke benannten und um 1545 gefertigten sog. Beinheimischen Handschrift, welche sich
10 auf der Öffentlichen Bibliothek zu Basel befindet ^j. Hier reicht der Text nur von 1338 — 1410; hingegen finden sich hinter mehreren Artikeln noch von Brilinger verfasste Zusätze aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts 3).
Der grösste Theil dieses Auszugs, sammt den Zusätzen,
15 findet sich wörtlich wiederholt unter den vielerlei handschrift- lichen Eintragungen, womit der Schreiber der Beinheimischen Hs., Namens Berlinger, die weissen Blattränder eines Exem- plars von Etterlins gedruckter Chronik der Eidgenossenschaft bedeckte^). Dieses Buch, welches sich als Cod. X IV 14 auf
%)der Öffentlichen Bibliothek befindet und das wir fortan kurz- weg »Berlingers EtterUn« nennen wollen^), enthält jedoch nicht nur einzelne hieher gehörige Artikel doppelt^), sondern wir finden hier, über die Ränder von Bl. 11 — 45 zerstreut, über- haupt eine Reihe annalistischer Notizen, welche den Zeitraum
2&von 1275 — 1386 umfassen und sich vielfach als weitere Frag- mente unserer Annalen erweisen, obschon sie der Beinheimi-
1) Die Zeitfolge wird nur unterbrochen hinter 1350, durch einige auf Zürich besügliche Artikel von 1350—1355, femer hinter 1382 durch zwei Nachrichten von 1380, und endlich noch z. J. 1385, wo auf dai in diesem Jahr errichtete Crucifix im Münster noch die erst 1404 yollendete Orgel folgt Eine Nachricht von 1484 hingegen, welche hinter 1382 die ursprünglich leer gelassene untere Hälfte Yon Bl. 107b einnimmt, wurde von Brilinger augenscheinlich erst sp&ter hier eingetragen und steht inhaltlich zu den Aimalen in keiner Beziehung, sondern gehört zu Brilingers eigenen Auf- zeichnungen.
2) Diese Hs. trägt keine Signatur. Ihre Beschreibung s. unten in der Beilage I zur Chronik Heinrichs von Beinheim, wo auch ihre Verwandt- schaft mit Brilingers Hs. ihre Erklärung findet.
3) Nach ihrem Inhalte reichen diese Zusätze bis 1529; sie schliessen sich an den Text der Annalen z. J. 1382, 1385 und 1410.
4) Diese Abschnitte aus der Beinheimischen Hs. finden sich dort auf BL 43 und 45.
5) Die Beschreibung dieses Buches s. unten in der Beilage I zu Bein- heims Chronik.
6) Vgl BL 22b mit BL IIb und 28, z. J. 1338 und 1339.
6 Grössere Basler Annalen.
sehen Hs. völlig fremd sind. Berlinger benützte mithin nach einander zwei verschiedene Hss. dieser Annalen, nämlich zu- erst eine mit 1338 beginnende, die ihm schon für die Bein- heimische Hs. als Vorlage gedient hatte, und nachher noch eine zweite und vollständigere, welche mit 1275 begann. 5
Eine weitere Hs., aus welcher Berlinger später ebenfalls noch einzelne Bruchstücke der Annalen in seinen Etterlin ein- trug ^), ist uns glücklicherweise noch erhalten, nämlich die Sammlung von Auszügen aus verschiedenen Quellen, welche Bürgermeister Adelberg Meyer um 1543 eigenhändig anlegte lo und welche jetzt, mit der Chronik Henmann Offenburgs ver- einigt, im Sammelbande D H 1 der Basler Kirchenbibliothek sich befindet ^j . In dieser Hs. finden sich Auszüge aus unseren Annalen auf Bl. 14 — 16, und weiter noch — wohl schwerlich aus derselben Vorlage stammend — einzelne Artikel auf Bl. is 29 und 30^. Ausserdem ist noch ein von Wurstisens Hand beschriebenes Blatt zu erwähnen, welches sich jetzt im Sammel- bande H H VI 63 der Bemer Stadtbibliothek befindet und wenigstens Einen Artikel aus unseren Annalen enthält, nämlich über einen Todschlag von 1378 3). Weitere Hss. oder Fragmente 20 von solchen sind uns bis jetzt leider keine bekannt; die vor- handenen aber bezeichnen wir fortan der Kürze wegen mit Buchstaben und zwar: den Cod. X H 6% als den vollständigsten unter den deutschen Hss., mit D, den Cod. E I 4, der aus der Karthause stammt, mit K. Die Hs. Brilingers mit Br, die 25 Beinheimsche mit Bh, ferner Berlingers Etterlin mit E, Adel- berg Meyer mit M, und Wurstisens Blatt mit W. ^^wtoB*' Unter diesen 7 Handschriften ist Br die einzige mit latei- nischem Text; die anderen alle sind deutsch — jedoch keine weiter als bis 1412. Wie in Br, so folgen nämlich auch in30 D und K nur in lateinischer Sprache noch einige Nachrichten z. J. 1414. Vergleichen wir nun diese lateinischen Artikel in den deutschen Hss. mit dem entsprechenden Theile von Br, so finden wir z. B. die schlichten Ausdrücke »incepita und »recesseruntff, wie jene Hss. sie aufweisen, bei Br ersetzt durch 35 die viel gewählteren »inchoatum est« und »abalienaverunt se«,
1) Diese sp&teren Eintragungen unterscheiden sich von den früheren ziemlich deutlich durch die arabischen Ziffern und die etwas veränderte Schrift.
2) Über diese Hs. s. unten die Einleitung zu. Offenburgs Chronik, sowie auch BeUage I zu Beinbeims Chronik.
3) Das fragliche Blatt enth< allerlei Notizen über die Basler Dom- propstei, und auf diese bezieht sich auch dieser Todschlag.
Einleitung. 7
und hierin erkennen wir den Humanisten Brilinger, der sich berufen fühlte, das mittelalterliche Latein seiner Vorlage zu verbessern^). Jedoch auch im älteren Theil der Annalen, der in den andern Hss. deutsch ist, fehlt es bei Br nicht an
& Stellen, welche sich als missverstandene Übersetzung eines deutschen Grundtextes erweisen. Wenn wir z. B. z. J. 1367 lesen, > abierunt Basilienses cum sua expeditione ad Endingen c, so kann dieses »cum sua expeditionea wohl kaum etwas an- deres sein als die Übersetzung von »mit irem ziigc, wobei
loBrilinger in seiner Vorlage statt »zügc nur »zug« scheint ge- lesen zu haben ^). Ein ähnliches Missverständniss bemerken wir auch bei jenem schon erwähnten Todschlag von 1378 3], welcher laut dem erhaltenen deutschen Texte »uff Burg, von der thüm- bropstie w^en« geschah ^j, also auf dem Miinsterplatz und in
16 Folge des Streites um die erledigte Pfründe des Dompropstes. Brilinger jedoch scheint gelesen zu haben »vor der thüm- bropstiec, und deshalb lässt er die That »ante curiam preposi- tuiae« geschehen, obschon die Dompropstei keineswegs auf dem Münsterplatze lag.
» Schon diese wenigen Beispiele zeigen wohl zur Genüge, dass der lateinische Text in Br nicht der Urtext ist. Wenn wir nun mitten in demselben z. J. 1350 eine kurze Nachricht in deutscher Sprache finden, nämlich vom eingestürzten vwerck uff Burga, so war schon der Zweifel, ob mit diesem »werck«
2sdas Werkhaus oder nur eine Wurfmaschine gemeint sei, für Brilinger wohl ein hinlänglicher Grund, um hier auf eine Übersetzung ins Lateinische zu verzichten. Ebensowenig kann es befremden, wenn er das deutsche Sprichwort von der »Geiss«, das er hinter 1416 am Schluss der Annalen fand^), nicht über-
30 setzte, sondern einfach abschrieb. Wir haben daher keinen Ghrund, den lateinischen Text in Br für etwas anderes zu halten als für die XJbersetzung einer deutschen Vorlage^]. Der Urtext der Annalen war also jedenfalls deutsch, und erst mit 1414 schloss sich daran eine kurze lateinische Fortsetzung.
1) In ähnlicher Weise yerfiihr er z. B. bei der Abschrift von Genings lateinischer Chronik der Basler Bischöfe, welche in derselben Hs. auf BL 84 iL sich findet.
2) Der deutsche Text dieses Artikels ist uns nur in D und Bh erhalten, jedoch in beiden Hss. sichtlich yerkOrzt, so dass die fragliche Stelle fehlt.
3) S. oben S. 6.
4) Ausser in W findet sich dieser Artikel deutsch noch in D.
5) S. oben S. 4.
6) In ähnlicher Weise übersetste Brilinger auch einige deutsche Auf- zeichnungen Gerungs; vgl. seine Hs., Bl. 103^ ff., mit Cod. D IV 10, Bl.x— 7.
8 Grössere Basler Annalen.
^•v"^"?*" öa auch die deutschen Handschriften diese Annalen durch-
Hftndichrif' weg nui in mehr oder weniger fragmentirtem Zustand enthal- ten, so hält es schwer, die Verwandtschaft zu ermitteln, in welcher die verschiedenen Hss. zu einander stehen. Immerhin finden sich einzelne Fehler und Entstellungen, welche nichts allen Hss. gemein sind und die uns mithin zur Gruppierung dieser letzteren einige Anhaltspunkte bieten. Beginnen wir zimächst mit Br und Bh, so beruhen diese zwei Hss. jedenfalls auf einer gemeinsamen Vorlage, deren deutschen Text Brilinger in Br ins Lateinische übersetzte , während er in eine andere, lo jetzt verlorene Hs. nur einen deutschen Auszug eintrugt), welcher nachher die Vorlage für Bh wiirde. Nun finden wir sowohl in Br als Bh z. B. zur Schlacht bei Endingen (1367) nur das unbestimmte Datum »uff Galli« oder »circa Gallia, während D das richtige »an sant Lux tag« angibt ^)^ und ebenso i5 bezeichnen beide beim Todschlag von 1382 den Gemordeten ganz irrig als des Mörders Vater, während E und D ihn nur seinen »gevatter« nennen. Li anderen Fehlern aber stimmt mit Br und Bh auch D überein, im Gegensatz zu £, M und W. So wird z. B. der Brand von 1377 nur datiert »in der 20 vastena, während E und M genauer den »26.hornung«t angeben ^) . Ebenso erscheint dort beim Todschlag von 1378 die Jahrzahl entstellt in 1388 und der Name »Götzman« in ».Cüntzman«, während W beides richtig angibt. Weiter noch haben in einem Artikel z. J. 1381 diese Hss. alle »14 tag«, während es jeden- 2s falls »14 jar« heissen sollte, wie denn K und E auch wirklich haben. Im übrigen jedoch weist auch K wieder einzelne Ent~ Stellungen auf im Vergleich zu M , wie z. B. bei den Preis- angaben zur Theurung von 1317.
Es bleiben uns somit nur noch E, M und W als solche 30 Hss., deren Text verhältnissmässig weniger entstellt erscheint. Gerade in diesen 3 Hss. sind jedoch von den Annalen nur
1) Diese gleichfalls tod BrUinger gefertigte, jetst aber verlorene Hs. enthielt seine 1522 geschriebene deutsche Übersetzung von Beinheims Chronik und als Anhang den deutschen Auszug aus den Annalen ; s. unten die Beschreibung der Beinheimischen Hs., in der BeUage I su Beinheims Chronik.
2) Vermuthlich war in der gemeinsamen Vorlage von Br und Bh das Datimi »an s. Lux tag« unlesbar geworden, und diese Lücke wurde durch das ungenaue »uff OMU wohl nur deshalb ersetzt, weil der betreffende Artikel vorher den Auszug der Basler »vor s. Gallen tag« datiert
3) Auch hier mochte in der Vorlage die Zahl 26 unlesbar geworden sein, so dass für den blosen »hornung« das nahezu gleichbedeutende »in der vasten« gesetzt wurde.
Einleitung. 9
wenige und zerstreute Bruchstücke erhalten, aus deren Ver- gleich sich einzig ergibt, dass zwischen £ und M jedenfalls keine sehr nahe Verwandtschaft besteht. An den 4 anderen HsB. hingegen sind die oben erwähnten Entstellungen keines- swegs die einzigen Merkmale, welche auf einen gemeinsamen Ursprung hinweisen. Denn nicht nur finden wir einzig in dieser Gnippe die lateinische Fortsetzung von 1414 und das Sprich- wort von der iGeiss«, sondern in D und K erscheinen über- diesSy wie schon bemerkt^), alle deutschen Artikel in der Weise
loumgestellty dass jeder mit einem »Daza beginnt und mit der Jahrzahl schliesst. Da nun auch für D und Br die gemein- samen Fehler auf eine gemeinsame deutsche Vorlage hinweisen, so war ohne Zweifel schon in dieser letzteren die Umstellung mit »Daz« durchgeführt. Dieser Annahme steht allerdings
^scheinbar Bh im Wege, da hier die Artikel nicht mit »Daz« beginnen, sondern mit »Anno« wie in E, M und W. Nun beruht aber Bh, wie wir sahen, mittelbar auf derselben Vorlage wie Br^), und wie Brilinger in Br den deutschen Text der Annalen übersetzte, so dürfen wir ihm wohl zutrauen, dass er
»auch in anderen Fällen ihn nicht einfach abgeschrieben, son- dern z. B. auch die Umstellung mit »Daza, wo er sie vorfand, unbedenklich au%elö8t habe. Es liegt daher nichts der An- nahme entgegen, dass auch die Vorlage von Br und Bh, so gut wie D und K, diese Umstellung mit »Dazc gehabt habe.
tt Alsdann aber ist die Verwandtschaft der 7 Hss. so aufzufassen, dass neben den Vorlagen von E, M und W noch eine alte Hs. vorhanden war, welche bereits die Umstellung mit »Daz«, die lateinische Fortsetzung von 1414 und das Sprichwort von der »Geiss« aufwies und von welcher mittelbar nicht nur D und K,
M sondern auch Br und Bh abstammen.
Die Umstellung mit »Daz« darf uns wohl als ein ^^^^^^^^^^^^ liches Zeichen gelten, dass der betreffende Schreiber seine Vorlage nicht vollständig abschrieb, sondern von jedem Artikel nur den wesentlichen Inhalt wiedergeben wollte. Schon die
35 erste Hs., in welcher diese Satzform durchgeführt wurde, ent- hielt also den Urtext dieser Annalen jedenfalls nur in ver- kürztei Gestalt, und in der That bemerken wir öfters derartige Verküxsungen, soweit wir z. B. D mit M oder mit E ver- gleichen können. Dessen ungeachtet verdienen die beiden
M letzteren Hss. nicht unbedingt vor den übrigen den Vorzug. Denn nicht nur weisen auch M und E verschriebene Jahr-
1) S. oben S. 4.
2) S. oben S. 8.
10 Grössere Basler Annalen.
zahlen und sonstige Entstellungen auf, so gut wie die anderen Hss., sondern wenn wir z. B. in E z. J. 1382 lesen »ein heisser summerc und in M z. J. 1403 »ein grossei hagel«, in D aber »der heisz summerc und »der grosz hageU, so folgt letztere Hs. dem Urtexte hierin jedenfalls genauer als E und M. Zu- 6 dem zeigt uns der Vergleich zwischen den zwei letztgenannten Hss., dass auch hier verschiedene Artikel gekürzt wurden.
Da in jeder Hs. diese oder jene Artikel gänzlich fehlen, welche in anderen Hss. vorhanden sind, so bleibt es fraglich, ob uns überhaupt noch alle Artikel erhalten seien, welche der lo Urtext dieser Annalen einst enthielt. Zugleich aber weist mit Ausnahme von Bh und W noch jede Hs. auch einige Artikel auf, welche in allen anderen fehlen. Unter diesen bemerken wir einzig zwei Witterungsnachrichten in K, z. J. 1370 und 1372, welche mit den entsprechenden Artikeln der Kleineren is Basler Annalen eine gewisse Ähnlichkeit haben. Da jedoch im übrigen zwischen letzterer Quelle und K nicht die geringste Spur einer Verwandtschaft zu entdecken ist, so dürfen wir diese beschränkte Übereinstimmung wohl als eine rein zufiLllige betrachten, wie sie ja bei solchen kurzen Witterungsnachrichten 20 überhaupt in der Natur der Sache liegt. Für solche Artikel hingegen, welche einzig in E oder in M zu finden sind, kann die Zugehörigkeit namentlich deshalb fraglich erscheinen, weil in diesen zwei Hss. unsere Annalen nicht ein zusammen- hängendes Ganzes bilden wie in D, Br und K, sondern unter 25 allerlei Auszüge aus anderen Quellen zerstreut sind. Wenn wir nun unter diesen fraglichen Artikeln in E z. B. eine Miss- geburt von 1373 aus der Umgegend von Zürich erwähnt finden, so mag diess beim ersten Anblick befremden. Beachten wir jedoch, dass über den Zeitraum von 1336 — 1388 auch die an-ao deren Hss. allerlei Nachrichten von Zürich enthalten und dass in D am Anfang neben Ursula und Pantalus, den Schutz- heiligen der Kirche Basels, auch Felix und Regula genannt werden, so schwinden wohl alle Bedenken gegen die Zuge- hörigkeit jener Nachricht von 1373. 35
Etwas fraglicher kann allerdings eine zusammenhängende Reihe von Artikeln erscheinen, welche den Zeitraum von 260 — 1258 umfasst und einzig im M sich findet. Denn da diese Hs. von unseren Annalen überhaupt nur wenige Bruchstücke auf- weist, so lässt sich ihr Verhältniss zum Urtexte noch weniger 40 ermitteln als bei den anderen Hss. und es ist somit die Mög- lichkeit nicht ganz ausgeschlossen, dass die fraglichen Artikel die Zuthat eines späteren Überarbeiters seien. Immerhin füllt
Einleitung. 1 1
ihr Inhalt gewissermassen die zeitliche Kluft aus, welche zwiBchen den Martyrien der Heiligen in D und dem Jahre 1275 liegt, womit in den anderen Hss. die Annalen beginnen, und deshalb tragen wir kein Bedenken, auch diese Artikel
STon 260 — 1258 als zugehörig zu betrachten. Wohl aber schei- den wir aus den Texten von Br und Bh einige Zusätze aus, welche nach ihrem Inhalte jedenfalls erst von Brilinger her- rühren und mithin dem Urtexte fremd sind. Ebenso verfahren wir mit zwei lateinischen Notizen von 1418 und 1435, welche
»neben unserer Gegend auch diejenige von Constanz berühren, jedoch einzig in K sich vorfinden und zwar hinter der latei- nischen Fortsetzung von 1416^). Alle diese verschiedenen Zusätze verweisen wir in die Beilagen, und ebendort lassen wir aus K noch einige weitere Aufiseichnungen von 1416 —
»1475 folgen, welche sich dort auf Bl. 432^ finden und zu den Annalen in keinerlei erkennbarer Beziehung stehen.
Überblicken wir nun den Inhalt dieser Annalen, so zeigen Syijjjjgi*** uns fiii das 13. Jahrhundert gewisse Irrthümer^), dass dem Verfasser jene Zeit schon sehr ferne lag. Über die Folgezeit
wohingegen, etwa von 1315 an, erweisen sich seine Angaben im Granzen als richtig. Erst später jedoch, um 1370, wird der Inhalt reichhaltiger und deshalb sind es die Berichte aus den drei letzten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts, welche mehr als die Hälfte des ganzen Umfanges einnehmen. Dieser Zeit-
2sraum, über welchen der um 1412 schreibende Verfasser noch als Zeitgenosse berichten konnte, bildet daher den Hauptinhalt und zugleich den werthvoUsten Theil der Annalen. Für die altere Zeit aber mochte zwar hin wieder die mündliche Über- lieferung als Quelle genügen. Für manche Jahrzahl und für
»einzelne Daten jedoch müssen wir noth wendigerweise schrift- liche Quellen voraussetzen. In der That lässt sich kaum be- zweifeln, dass der unbekannte Verfasser z. B. über den Kaiser Valentinian die Weltchronik Königshofens nachgeschlagen, oder dass er über die Grründung von St. Leonhard den alten^
»im Chartularium dieses Stiftes erhaltenen Bericht gekannt habe^. Da jedoch die Annalen selber in den vorhandenen Ehndschriften jedenfalls nur unvollständig erhalten sind, so fehlt uns jede sichere Grundlage, um über etwaige weitere, jetzt verlorene Quellen irgend welche Vermuthung aufzustellen.
1) Vgl oben S. 4.
2} S. z. B. die Artikel über den Tod der Königin Anna (1281) und aber den Bau der St. Oswaldskapelle (1289).
3) S. unten S. 15 Anm. 6, u. S. 16 Anm. 1.
12 Grössere Basler Annalen.
Ebenso müssen wir uns hinsichtlich dei Person des Verüassers mit der einen Wahrnehmung begnügen, dass derselbe zwar in irgend welcher Beziehung zu Zürich stand, jedoch sicher in Basel lebte und wahrscheinlich kurz nach 1412 starb. Auch sein lateinischer Fortsetzer, der um 1416 schrieb, wohnte jeden- 5 falls in Basel. XdtJng*'" Schon die Zahl und Verschiedenartigkeit der noch vor- handenen Handschriften zeigt uns, dass diese Annalen wenig- stens in Basel schon frühe eine gewisse Verbreitung müssen erlangt haben. Das erste gedruckte Geschichtswerk aber, in lo welchem wir sie als Quelle verwerthet finden , ist Stumpfs 1548 in Zürich erschienene Schweizerchronik. Stumpf kannte diese » Baszier Chronicken«, wie er sie mehrmals nennt, aus einer jetzt verlorenen Hs., welche unter den erhaltenen wohl am nächsten mit M verwandt war ^j. Zugleich aber scheint er ^ noch eine zweite, mehr mit £ verwandte Hs. gekannt zu haben, da er z. B. die Überschwemmung von 1374 doppelt erwähnt 2). Wie Stumpf, so benutzte diese Annalen später auch Wurstisen in seiner 1580 erschienenen Basler Chronik, und zwar kannte er sie nicht nur aus dem Auszuge in Bh, sondern vor allem 20 aus jener seither verlorenen Hs. W, aus welcher uns von seiner Hand jetzt einzig noch der Artikel z. J. 1378 erhalten ist. Aus späterer Zeit jedoch finden wir von den Annalen kaum noch eine Spur, und selbst Ochs scheint ihren Inhalt einzig aus der Beinheimischen Hs. gekannt zu haben. 25
Ausgabe. In der vorli^enden Ausgabe nöthigt uns schon die Un-
Vollständigkeit der vorhandenen deutschen Handschriften, auch die lateinische Übersetzung Brilingers herbeizuziehen, und das umso mehr, da Br die einzige Hs. ist, in welcher die einzelnen Artikel beinahe durchweg genau nach der Zeitfolge geordnet 30 erscheinen^]. Von 1338 an stellen wir daher dem deutschen Texte den lateinischen von Br gegenüber, und demgemäss ordnen wir auch im Deutschen die Reihenfolge der Artikel genau nach derjenigen von Br, während wir für den früheren Theil, vor 1338, uns lediglich nach der Zeitfolge richten. 35
. Unter den deutschen Hss. ist allerdings D, wie wir sahen, verhältnissmässig noch die vollständigste. Soweit jedoch die- selben Artikel auch in M oder in E sich vorfinden, so er-
1) S. Stumpf, Buch XU Cap. 22, 24 und 28.
2) Nämlich z. J. 1374 wie E, und nachher nochmals, mit M überein- stimmend, jedoch mit der irrigen Jahnahl 1378; s. Stumpf XU Cap. 28. Ihm folgt hierin auch Wurstisen S. 186 und 191.
3) S. oben S. 5.
Einleitung. 13
scheinen sie hier in der Regel weniger abgekürzt als in D. Wir halten uns daher für den Wortlaut der einzelnen Artikel in erster Linie an M, in zweiter an E, und erst da, wo diese Hss. schweigen, legen wir den Text von D zu Grunde. Immer-
&hin machen wir von dieser Regel eine Ausnahme bei jenen wenigen Artikeln, 'welche sich in M an ganz abgesonderter Stelle finden ') und vor deren Text sowohl E als D doch den Vorzug zu verdienen scheinen. Ebenso ist noch ein Artikel z. J. 1382 zu bemerken, der uns in D unstreitig besser erhalten
10 ist als in E^). Weiter aber ziehen wir neben M, E und D auch K zu Rathe und in letzter Linie noch Bh.
Da die meisten Artikel in mehreren Handschriften sich vorfinden, so geben wir bei jedem zuerst die Hs. an, welche wir dem Texte zu GruAde legen, und erst hinter dieser die
»anderen Hss. welche denselben Artikel auch haben. Da übrigens in den meisten Hss. die Annalen sich auf wenigen Blättern beisammen finden, so setzen wir einzig da, wo diess nicht der Fall ist, zum Buchstaben der Hs. noch die Blattzahl, also nur bei E und bei jenen wenigen Artikeln in M, welche von den
V übrigen völlig getrennt erscheinen. Bei denjenigen Artikeln aber, welche sowohl in Bh als in E sich finden und bei welchen der letztere Text nur die wörtliche Wiederholung des ersteren ist, setzen wir nur ein Bh und kein E daneben. Im lateini- schen Texte hingegen, wo es sich überhaupt nur um die eine
^Hs. Br handelt, geben wir einfach die Blattseiten an. Die Ergänzungen aus andern Hss., wie sie im deutschen Texte öfter vorkommen, unterscheiden wir vom Wortlaute der zu Grunde gelegten Hs. durch eckige Klammern, und wo ein Artikel durch mehr als zwei Hiw. vertreten ist, geben wir in
sieden Varianten an, aus welcher Hs. das Ergänzte stammt. Solche Ergänzungen hingegen, für die wir uns auf keine Hs. stützen können, geben wir nur in Cursivschrift.
Wie schon bemerkt, so ist die Umstellung mit »Dazv, wie wir sie in D und K finden, dem Urtexte jedenfalls fremd, und
»5 deshalb lösen wir sie regelmässig auf, indem wir in den be- treffenden Artikeln die Jahrzahl vom Schluss an den Anfang versetzen und nach dem Vorbilde von M und E mit »Anno« einleiten. Ferner lassen wir das d Item er weg, welches einzig in M und beim altem Schreiber von K vor jedem Artikel
^<^8teht, und ebenso das »jora oder »jara hinter der Jahrzahl, welches einzig in M sich durchweg findet und überhaupt neben
1) In M, BI. 29 und 30, z. J. 1332 und 1403; vgl. oben S. 6 u. 10.
2) S. oben S. 10.
14 Grössere Basler Axmalen.
»Annoff als eine sehr entbehrliche Zuthat erscheint. Dasselbe gilt auch von den Überschriften, welche zwar in Bh über jedem Artikel stehen, in Br, E und D jedoch nur stellenweise und in M und K gar nicht vorkommen. Da sie dem Urtexte jeden- falls fremd sind, so lassen wir sie alle weg, mit einziger Aus- 5 nähme der allgemeinen Überschrift in D, welche wir aus formellen Gründen gerne beibehalten.
Da die Mangelhaftigkeit der vorhandenen Handschriften uns nöthigt, bald diese, bald jene zu Grunde zu legen, so müssen wir auch in Betreff der Sprache und Orthographie auf lo jede Gleichförmigkeit zum Voraus verzichten. Wir folgen da- her bei jedem Artikel genau der zu Grunde gelegten Hs., und deshalb tritt z. B. in den Artikeln aus M die oft etwas eigenthümliche Schreibweise Adelberg Meyers zu Tage, während in denjenigen aus D sich Schreibungen finden wie z. B. » bisch- ^^ t&mbc, welche wir ebenfsdls beibehalten, weil sie für die mund- artliche Aussprache bezeichnend sind. Wohl am meisten aber unterscheiden sich vom ganzen sonstigen Texte jene wenigen Artikel, für welche wir einzig auf den älteren Schreiber von K angewiesen sind. Denn dieser Karthäuser war offenbar kein 20 geborner Basler, sondern vielmehr, wie seine Orthographie uns zeigt, ein Niederländer ^). Weiter jedoch bemerken wir nur noch hinsichtlich der Zahlen, dass in K sowohl der ältere als auch der spätere Schreiber sich theilweise bereits der arabischen Ziffern bedienen. Dasselbe thut durchweg auch Adelberg Meyer, 25 während in den übrigen Hss. noch alle Zahlen mit römischen Ziffern geschrieben sind.
1) Die meisten Prioren der Basier Karthause waren Niederländer; s. ihr Verzeichniss in B. Chron. I, 553.
Cronica
allerley vergangener geschichten und Sachen.
[D] Nach Christi geburt 238 jar, am 21. tag des andereng^^ 21 herbstmonets, wurden gemartert sant Ursula mit ir geselschaffl, ^und sant Panthalus der erst bischoff zu Basel, der mit inen für*).
[D] Nach Christi geburt 317 jar ward sant Katherin ge-si? martert.
[D] Anno 312 wurden sant Felix, sant Regula und sant 312 i<^Exuperantius gemartert 2).
[M] Anno 260 wart Basel zerstört durch Hunusz^) ; was einseo gesamlet volck, yerbranten und zerstörten, was sy funden.
Damoch hatt keisser Heinrich die stifft widerumb uffge- richtet, und das munster begobet mit einer güldenen tafel und »silberi cronen^); gab ouch Pfeffingen das scUos und ander her- schafften an die stiffi;^].
[M] Anno 368 hat keisser Yalencianus usz Ungeren befel368 geben, das roubhus genant Wartenberg, bi Basel gelegen, zu schlissen und abbrechen^).
2. Die Obenolirift einzig in D. 3. D : 230 jar, am 11. tag (XI statt XXI). 9. D. : 300. 11. M: 1260. 17. H: 1368.
1) Ihre Legende 8. bei Trouillat, Monuments de Tancien 6y6ch6 de BAle, I S. 11 ff.
2) Ihre Legende s. in der alten Zürcher Chronik, in den Mittheil. d. Antiquar. Gesellschaft in Zürich, Bd. II.
3) Den Hunnen wurde auch das in Cöln erfolgte Martyrium von Ursula nnd^Pantalus sugeschrieben ; s. Trouillat a. a. 0. Daher wohl das Jahr 260. — Über die wirkliche Verheerung Basels durch die Ungarn von 917 s. die Quellen bei Trouillat I S. 129 und II S. 1.
4) Vgl. Heinrichs II Legende bei Trouillat I S. 142, femer die Basler Zus. zur Sfichsischen Weltchronik, in B. Chron. IV, 368.
5) Über diese Schenkung vgl. Wurstisen S. 22 und 97.
6) Mit der bekannten Stelle bei Ammianus Marcellinus, aber das von
16 GröMere Basler Aonalen.
(U18) [M] Anno 1002 ist die kilchen zft sant Lienhart ze Basel
gebuwen worden ^), durch verwilligung eins bischofib von Basel genant Rudolfus ein groff van Honburg und'^) der gemein zu Basel. Dan vor an dem ort ein lustiger platz was vor dem schlos, das hiesz schlos Willdeck im Leimthall^]. ft
(Nov!uo [M] Anno 1258 uff den 4. tag februarii*) geschacht der
stat Basel ein groser schaden mit brand, dus man sy achtet wol uff halb verbrunnen sin.
Jnni» [E ^^^y ^^ ^] ^^^^ ^275 an sant Peters und Paulus tag wurdent der Bin und Birsick vast grosz ; fören 2 joch an der lo Binbrucken hinweg, und verdurbent Til lüt^).
F«br^6 ^^ Anno 1281 an sontag sant Julianen tag ertranck die kunigin von Ungeren, Anna, so uff Burg hinder dem fronaltar ze Basel begraben lit, in dem Rine mit zweyen kinden, und
2. H: durch ▼«nrilUgiing ein bischolF. 3. H: Ton der gemein. 6. M: 1257.
HD: M donetag wnt Kilianen tag.
Valentinian bei Basel errichtete »munimentum«, steht dieser Artikel offenbar noch in keiner Berührung. Hingegen weist der Ausdruck busz Ungeren« auf Königshofen; s. Chron. d. deutschen St&dte VIII, 369. Im übrigen mag dieser Artikel auf einer sonst unbekannten, an den Wartenberg sich knüpfen- den Sage beruhen, deren Inhalt der Annalist wohl nur deshalb ins Jahr 368 versetzte, weil dieses ihm nach den theilweise ungenauen Angaben Königshofens als Valentinians erstes Begierungsjahr erschien.
1) Das Achte Gründungsjahr von St Leonhard ist 1118, welche Zahl jedoch schon frühe in 1033 entstellt wurde (MCXVm in MXXXIII); 0. Basler Urkundenbuch I S. 17. Das Jahr 1002 hingegen haben auch noch zwei sp&tere Berichte, der eine von 1496 und der andere nicht viel jünger, welche jetzt beide in demselben Cartularium S. Leonhardi eingeheftet sind, welches auf Bl. 1 den filtesten Gründungsbericht enth< s. im Staats-Archiv, St Leonhard, Bd. H. Auf letsterm Berichte, abgedr. bei TrouiUat II S. 2 ff., beruht der sonstige Inhalt unseres Textes, mit Ausnahme der Schlussworte vom Schloss Wildeck.
2) Statt »von«, wie M hat, lies: und; s. TrouiUat a. a. 0.
3) Der Name dieses Schlosses scheint auf örtlicher Tradition zu beruhen ; denn der eine der beiden oben erw&hnten sp&teren Berichte erwfihnt ihn ebenfalls, doch mit der Bemerkung: man sagt, das u. s. w.
4] Die Annales Colmarienses minores setzen diesen Brand 1258, vigilia Martini (10. Nov.); s. Mon. Genn. S. S. XVII S. 191. Das Datum unseres Textes dürfte daher so entstanden sein, dass für Martini »Mathie« gelesen, und deshalb der 24. Februar gesetzt wurde, woraus dann bei weiterer Ab- schrift leicht ein »4. Februar a entstand.
5) Vgl. Annales Basilienses, Mon. S. S. XVII S. 198: submersis plus minus 100 hominibus.
1118—1289. 17
10 litter und knecht, dl by inen gefunden wurden^). Und by
der selben küngin begrebt waren dry bischöff^).
[E 11^] Anno 1282 ist Albrecbt der erst hertsog zu Oster- 1282
rieh von sinem vatter küng Rüdolffen zu gewaltigem gesetzt &über das land Osterrich. Und sin gemacbel was ein hertzogin
Yon Kernten 3], die gebar im 11 kinder.
[M,E 11^] Anno 1289 4} umb sant Jobans zu sunwenden^^
[was es ze Basel als wolfeil, das] l viertzel dincklen galt 4 s^Ji^^^^^^
1 sack rocken^) 3 s, 1 yiertzel babren 2 s, und 6 mos win l d, 10 [6 eyer Id. In dem jar was ein burger, biesz Tiifel^), der
kouffi; Ton dem probst ze sant Alban^) 100 viemtzal roggen,
ye die viemtzal umb 6 s^). Ee das jar uszkam, do galt ye ein
viemtzal 3 Ib^]. Mit dem gewin buwt er die capellen sant
Oszwalt^^^) by sant Leonhardt.]
Z D: waren diy könig. 3. Hu.: 1291 (LXXXXI sUtt LXXXU). 6. Hb.: 21 kin- der (XXI statt XI). 7. E: 1296 (jar (LXXXXVI statt LXXXIX). — AUes Einge- klammerte nnr in K 8. M: 1 viertzel kom 4 s., 1 sack rocken 3 s. ; E : 1 Tiertzel dincklen 4 s., 1 Tierntxal roggen 3 s. 12. E: nmb 4 s. (IV statt VI).
1) Der Tod der Königin Anna, welche am 16. Febr. in Wien starb, wird hier vermengt mit demjenigen ihres Sohnes Hartmann, welcher am 21. Dec. desselben Jahres mit seinem Gefolge im Rhein ertrank, während sein jangerer Brader Karl schon 1276 gestorben war; alle drei aber wurden im Münster SU Basel begraben. — Die Bezeichntmg als »kunigin von Ungeren« mag auf einer Verwechslung Annas mit ihrer Enkelin Agnes beruhen, deren Andenken im Basler Münster durch eine von ihr gestiftete Kaplanei fortlebte; s. Fech- ters Anmerkungen zum B. Neujahrsblatt 1850 S. 27.
2) Ober ihr Begräbniss s. die Notiz zum 20. Mftrz im Jahrzeitbuche des Münsters, abgedr. bei Fechter im B. Neujahrsblatt 1850 i. d. Anmerkungen tu S. 35. — Über das noch vorhandene Grabmal s. H. Wölfflin, in der Fest- schrift von 1894 zur Eröffnung des Histor. Museums, S. 151 ff.
3) Elisabeth, Gräfin von Görz und Tirol, war die Tochter Meinrads, welcher 1376 Statthalter und 1386 Herzog von Kärnten wurde; s. Grote, Stammtafehi S. 53.
4) 1289 haben